Führung und psychische Gesundheit
Führungskräfte sind verantwortlich für die Sicherheit und Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie müssen Gefährdungen beurteilen und ermitteln, welche Maßnahmen des Arbeitsschutzes erforderlich sind. Unterstützung erhalten sie dabei von den Fachkräften für Arbeitssicherheit sowie den Betriebsärztinnen und Betriebsärzten. Führungskräfte haben jedoch nicht nur durch ihre Aufgaben im Arbeitsschutz, sondern auch durch ihr persönliches Führungsverhalten einen direkten Einfluss auf die psychische Gesundheit ihrer Beschäftigten.

Gesundheitsförderliches Führen bezeichnet ein persönliches Führungsverhalten, das im Sinne des Arbeits- und Gesundheitsschutzes die Gesundheit der Beschäftigten schützt, indem es Risikofaktoren am Arbeitsplatz reduziert und Ressourcen fördert. Es umfasst zwei Ebenen:
- Die gesundheitsförderliche Gestaltung der Arbeitsbedingungen
- Die gesunde Selbstführung von Führungskräften
Führungskräfte, die Gesundheitsförderung als Führungsaufgabe begreifen, sehen den Zusammenhang zwischen Arbeit und Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie reduzieren Krankheiten und Fehlzeiten nicht auf ein persönliches Problem der Betroffenen, sondern haben auch die betrieblichen Rahmenbedingungen sowie das eigene Führungsverhalten im Blick.
Welchen Einfluss das Führungsverhalten auf die Gesundheit von Mitarbeitern hat, ist aktuell verstärkt Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Danach kann Führungsverhalten sowohl als Ressource als auch als Stressor wirken. Allerdings zeigen mehr Studien, einen Zusammenhang zwischen Führungsverhalten und Gesundheit als Ressource und belegen damit die gesundheitsförderliche Wirkung von Führung.
Text: Sabine Gregersen
Handlungsmöglichkeiten:
Das können Sie konkret tun
Führungskräfte können die Sicherheit und Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit folgenden Maßnahmen beeinflussen:
- Gestaltung der Arbeitsbedingungen: Der Einfluss ungünstig gestalteter psychosozialer Arbeitsbedingungen auf die Gesundheit ist nachgewiesen. Dazu gehören zum Beispiel fehlende Rollenklarheit oder unpassende quantitative Anforderungen. Solche berufsbedingte Stressoren sowie der Mangel an entsprechenden Ressourcen können die Entstehung physischer und psychischer Krankheiten begünstigen. Andererseits können „gesund“ gestaltete Arbeitsbedingungen die Gesundheit der Beschäftigten fördern und erhalten. Es kann sich also doppelt auszahlen, als Führungskraft zeitlichen und finanziellen Aufwand in die Gestaltung günstiger Arbeitsbedingungen zu investieren.
- Frühzeitiges Erkennen von Überlastungssymptomen: Ein möglichst frühes Erkennen und Ansprechen kann verhindern, dass sich erste Symptome zu einer manifesten Störung entwickeln. Zur Führungsaufgabe gehört auch, über das Thema psychische Gesundheit im Unternehmen aufzuklären und es zu enttabuisieren. So kann Betroffenen die Angst vor Ausgrenzung und Stigmatisierung genommen werden. Dafür muss eine offene und faire Kommunikations- und Vertrauenskultur geschaffen werden, die z.B. das Ansprechen psychischer Probleme erleichtert.
Gesunde Selbstführung (Vorbildfunktion): Zu „Gesundheit“ als Führungsaufgabe gehört auch der eigene Umgang mit Gesundheit und stressauslösenden Faktoren. Führungskräfte dienen anderen Beschäftigten als Vorbild, auch hinsichtlich ihres eigenen Gesundheitsverhaltens (z.B. Aufgaben abgeben, eigene Pausengestaltung, Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeiten). Einem Vorgesetzten, der selbst stressbedingt Anzeichen einer dauernden Überforderung aufweist, wird es sicherlich schwerer fallen, die Gesundheit und Überlastung anderer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erkennen und darauf einzugehen, als einem gesunden und ausgeglichenen Vorgesetzten.